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Jaromir "Jerry" Senfluk ist tot

    ©privat

    Ein Nachruf von Siegfried Maeher

    Er wurde am 17.03.1946 in Prag geboren - am St. Patrick's Day. Als der jüngere Sohn einer Pianistin und eines Cello spielenden Vaters, genießt Jerry durch seine Eltern - beide hervorragende Musiker - eine gründliche musikalische Ausbildung. Über seinen Vater, der häufig und weltweit auf Tournee ist und so manche Schallplatte mit nach Hause bringt, lernt Jerry schon früh die Musik von Louis Armstrong, Benny Goodman, Fletcher Henderson, Sidney Bechet, Duke Ellington, Jack Teagarden, Coleman Hawkins und vielen anderen kennen. Ein prägendes Live-Jazz-Erlebnis ist für ihn ein Auftritt des Klarinettisten Edmund Hall, der 1958 durch die Tschechoslowakei tourt.

    In den 60er Jahren, nach Abschluss seines Musikstudiums am Prager Konservatorium, hält er sich mit Live-Auftritten über Wasser, arbeitet für das Tschechoslowakische Radio an einer Reihe von Jazz-Sendungen und für das Monatsmagazin "Melodie" als Redaktionsassistent.

    Als 1968 die Sowjetpanzer ins Land rollen, setzt sich Jerry ab, zunächst nach West-Berlin, später nach London. Er heiratet Georgina - eine Ballett-Tänzerin und Pädagogin-, und gründet zusammen mit ihr die Coppelia Ballet School, wobei sie den Unterricht gibt und er sich ums Geschäftliche kümmert.

    In der pulsierenden Londoner Jazz-Szene spielt Jerry in einer Vielzahl von Bands, u.a. mit Freddie Kohlman, mit der Savoy Gang, mit Stan Greig und Jonny Parker. Er gründet das Hallmark Swingtet, arbeitet im Radio und Fernsehen, spielt mit den Berlin All Stars. Dann wechselnde Wohnsitze - auf den Kanarischen Inseln, auf den zu Frankreich zählenden Westindischen Inseln und in der Schweiz.

    Mit dem Pianisten Mick Pyne, dem Gitarristen Nils Solberg, dem Bassisten John Rees-Jones und dem Drummer Rex Bennett gründet er seine eigene Band "Capital Swing", mit der er im United Kingdom, Spanien, der Schweiz, Frankreich und Deutschland unterwegs ist und Plattenaufnahmen macht. Es folgen Auftritte mit Acker Bilk, Adelaide Hall, Al Casey, Fred Hunt, Kenny Ball, Larry Adler, Lord Edmund Falkiner, Lord Humphrey Lyttelton, Ron Weatherburn und Roy Williams. Tourneen und Festivalauftritte führen ihn nach Belgien, Böhmen, Dänemark, Deutschland, Irland, die Niederlande, Schweden und die Slowakei.

    Als Solist an der Klarinette war Jerry in der Zeit von 2008 bis 2017 festes Mitglied der Sinti-Swing-Band Vano Bambergers. Seine Mitstreiter lernten ihn als großartigen Jazz-Musiker und treuen Weggefährten kennen, ihn, der in seinen Londoner Glanzzeiten von der Presse mit Benny Goodman verglichen wurde.
    Zusammen mit seinen Kollegen von Vano Bamberger & Band war Jerry in Afrika unterwegs, so auf Einladung der Deutschen Botschaft zu einem großen Festival der Musik afrikanischer Nomaden in Mauretaniens Hauptstadt Nouakchott sowie im Senegal, zu einem vom Goethe-Institut in Dakar veranstalteten Konzert. Die Band gab eine Vielzahl von Konzerten in Deutschland und spielte international - auf namhaften Festivals in Frankreich, Belgien, Tschechien und Ungarn. Auch wirkte Jerry maßgeblich an den Aufnahmen zu Vano Bambergers hervorragende besprochenen CD "Swing aux Voyageurs" mit.
    Insbesondere mit seinem Bandleader Vano, den er liebevoll "Mon Général" nannte, als auch dem - wie Jerry ebenfalls aus Prag stammenden - Bassisten Tony Sturma, verband ihn eine aufrichtige musikalische Freundschaft.

    Der Tod seiner Frau Giorgina war für Jerry ein schwerer Schicksalsschlag. In seinem abseits gelegenen Häuschen in Lauenstein begann er vermehrt zu trinken. Längst hatten sich gesundheitliche Probleme eingestellt. Er vereinsamte - geografisch fernab von seinen Kollegen. Als schließlich auch noch sein heiß geliebter Kater "Fred Astaire" starb, verließ ihn der Lebensmut.
    Jaromir "Jerry" Senfluk verstarb am 27.08.2019 im Alter von 73 Jahren in einem Kronacher Krankenhaus, ohne das irgendjemand aus seinem Umfeld davon etwas mitbekam.

    Wir verneigen uns vor diesem eigenwilligen und kantigen Menschen und Musiker, der es verstand mit wunderbarer Gefühlstiefe auf seiner Selmer-Klarinette zu spielen. Balladen waren seine Domäne. Seine große Liebe zur Musik wird uns allen, die wir ihn kannten, Inspiration sein.
    Jerry, wir werden Dich in unseren Herzen bewahren.

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